Homeoffice – Fluch und Segen im Corona-Krisenmanagement
Vor einem Jahr sangen die Führungskräfte noch den Blues. „Führungsmüdigkeit“ attestierte ihnen der Führungskräfte-Radar 2019. Denn ca. ein Drittel der damals befragten über 1.000 Führungskräfte sagten, dass sie ihrem eigenen Führungsanspruch nicht mehr gerecht werden könnten bzw. überlegten schon, ob es nicht besser wäre, nicht mehr zu führen. Die Gründe: die Belastungs- und Beschleunigungsfalle, die Zieldiffusion, aber auch die sich immer schwieriger gestaltende Motivation der Mitarbeiter:innen.
Was für ein Unterschied dazu 2020! Trotz Coronakrise sieht die Welt der Führungskräfte anders aus. So sagt die Mehrheit der befragten Führungskräfte, dass sie das Gefühl haben, dass ihre Rolle als Führungskraft wichtiger geworden ist, dass sie ausreichend Kompetenzen und Ressourcen für das Krisenmanagement besitzen, das Vertrauen der Organisation genießen und Rückendeckung aus Politik und Verbänden wahrnehmen. Gleichzeitig geben sie gute Noten für das Krisenmanagement in ihren Organisationen. Sie selbst nehmen eine konstruktive, kooperative Führung in Anspruch. Der in Krisenzeiten oft vermutete „Helden- oder Macherstatus“ ist den meisten Führungskräften eher fremd.
Einziger Wermutstropfen: die Gefahr der emotionalen Entkopplung durch das Homeoffice! Obwohl das Gros der Führungskräfte keinen Produktivitätsverlust bei den Mitarbeiter:innen durch Homeoffice verzeichnet, haben doch 44 % das Gefühl, dass sich die Mitarbeiter:innen untereinander weniger austauschen, und 55 % meinen sogar, dass sie ihre Mitarbeiter:innen nicht so unterstützen können, wie sie es gerne tun würden. Es droht der Verlust der sozialen Kontakte und damit der Identifikation mit der Organisation und dem Team. Wahrscheinlich möchten deshalb doch ca. 43 % baldmöglichst wieder mit ihren Mitarbeiter:innen im Büro arbeiten. Deshalb wird bei anhaltendem Homeoffice den Führungskräften eine neue Rolle zuwachsen: die „Vermittelnden“.